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Kurkuma mit Pfeffer – ein längst überholter Mythos?

„Geben Sie immer etwas schwarzen Pfeffer hinzu, damit es auch wirkt“ oder „Kurkuma extra mit Pfeffer (Piperin)“ – auf diese Empfehlungen und Werbeaussagen stößt man immer wieder, wenn man auf der Suche nach der richtigen Einnahme und Anwendung von Kurkuma bzw. Curcumin ist. Schwarzer Pfeffer wird von vielen als unverzichtbarer Zusatz dargestellt, um die Bioverfügbarkeit von Curcumin vermeintlich zu steigern. Was viele aber nicht wissen: Piperin, der entscheidende Inhaltsstoff des schwarzen Pfeffers, kann Neben- und Wechselwirkungen verursachen. [1-4]

Darüber hinaus wird die Bioverfügbarkeit nur geringfügig gesteigert.[5] Woher der Trend mit dem schwarzen Pfeffer herkommt, welche Gefahren für den Verbraucher entstehen und welche Alternativen es zur Steigerung der Bioverfügbarkeit gibt, erfahren Sie hier.

1. Was ist Piperin?

Piperin ist ein Alkaloid, welches Pfeffer seine Schärfe verleiht. Es stellt eines der 200 unterschiedlichen Komponenten des Gewürzes dar. [6] Piperin ist in der Lage die Bioverfügbarkeit verschiedener Stoffe zu steigern. Daher wird der Stoff auch seit 1979 als Bioenhancer verstanden. Dabei hemmt es zum einen Enzyme in der Leber, die dafür zuständig sind Fremdstoffe zu verstoffwechseln und ausscheidbar zu machen. Zum anderen reizt es die Darmschleimhaut und ermöglicht dadurch, dass Wirkstoffe in den Körper kommen können, wie z. B. auch das Curcumin – so die Theorie. [4,7,8]

2. Warum sollten Sie Piperin meiden?

Piperin kann in hohen Dosierungen die Magen- und Darmschleimhaut reizen und sogar Medikamenteninteraktionen hervorrufen. [1-4] Das heißt, dass es sich auf die Wirkung von Medikamenten, die sogar zum Teil bei der Krebsbehandlung z. B. bei Brustkrebs eingesetzt werden, auswirken kann. [9]

Aber auch Therapeutika bei der Behandlung von Gicht [10] und Antiallergika [11] können durch Piperin beeinflusst werden. Das hat auch bereits die Forschung in unterschiedlichen Studien beweisen können. Daher sollten Sie auf jeden Fall vor der Einnahme von Produkten, die Piperin enthalten, mit Ihrem Arzt sprechen. Aufgrund der genannten Neben- und Wechselwirkungen von Piperin rät auch das Bundesinstitut für Risikobewertung von der Einnahme von mehr als 2 mg Piperin am Tag ab. [12]

Leider gibt es aber viele Anbieter, die sich mit dieser Thematik nicht auseinandergesetzt haben und getreu dem Motto „Viel hilft viel“ hohe Mengen Piperin in Kurkuma-Kapseln oder -Pulver geben. Im Folgenden haben wir hier eine Liste von Kurkuma- und Piperin-Präparaten zusammengestellt, welche die Verzehrempfehlung von Piperin überschreiten:

MarkeProduktnamePiperingehalt pro Tagesdosis
Natural ElementsCurcuma Extrakt10 mg
NutravitaBio Curcuma120 mg
Vit4everCurcuma + Piperin57 mg
Nu U NutritionBio Turmeric Kurkuma & Schwarzer Bio Pfeffer5 mg
Nature LoveCurcuma 1500019 mg
Nature BasicsBio Curcuma15 mg
Hey NaturalOrganic Turmeric10 mg
Feel NaturalCurcuma Bio11 mg
True VedaOrganic Turmeric Gold5 mg
Nuvi HealthCurcuma Extrakt19 mg
Vitalwerk HamburgKurkuma Extrakt23,75 mg
LuonduKurkuma Extrakt10 mg
Kurkuma Kapseln mit zu hohem Piperin Anteil

In unserer Recherche sind wir nur auf ein Kurkuma-Piperin-Produkt gestoßen, das wir für weitgehend unbedenklich halten: Doppelherz Curcuma 750 – es enthält die als gerade noch verträglich genannten 2 mg Piperin.

3. Woher kommt der Trend, Piperin zu Kurkuma zu geben?

Dieser Trend wurde 1988 durch eine Studie ausgelöst, bei der getestet wurde, wie Curcumin mit der Zugabe von Piperin vom Körper aufgenommen wird. Wir haben uns diese Studie näher angesehen:

Mit der Zugabe von Piperin konnte tatsächlich eine Steigerung des Curcuminspiegels im Blut nachgewiesen werden. Um genau zu sein: Die Aufnahme konnte um das 20-fache (entspricht 2000%) verbessert werden und nicht um das 2000-fache, wie viele Hersteller irrtümlicherweise behaupten. Im weiteren Verlauf konnte aber bereits nach einer Stunde beobachtet werden, dass der anfänglich gemessene Curumin-Spiegel auf den Minimalwert herabsank. Um langfristig von Curcumin gesundheitlich zu profitieren, müsste ein konstanter Wert im Blut vorhanden sein. [5]

Seit 1988 gibt es keine weitere Studie, die diese Ergebnisse reproduzieren konnte. Daher sind wir sehr kritisch, was die Kombination von Piperin und Curcumin angeht, zumal es mittlerweile schon viel bessere Methoden gibt, um die Bioverfügbarkeit zu steigern, wie z. B. holistisches Kurkuma [13].

 

4. Fazit:

Wir sehen Kurkuma mit Piperin als kritische Kombination an, da: …Piperin Nebenwirkungen und Medikamentenwechselwirkungen erzeugt …die Steigerung der Bioverfügbarkeit wenn überhaupt nur sehr gering ist …es mittlerweile weit effektivere und sicherere Methoden gibt

Unser Vorschlag an Sie: Wenn Sie eine therapeutische Wirkung erzielen möchten, greifen Sie lieber zu holistischem Kurkuma, bei dem Sie z. B. bei Phytholistic Kurkuma auch ohne die Zugabe von Pfeffer/Piperin eine 40-fache Bioverfügbarkeit erhalten.

Natürlich können Sie stattdessen unbedenklich ihre Goldene Milch mit einer Prise Pfeffer zu sich nehmen. Bei den höher konzentrierten Kapseln beachten Sie aber bitte in jedem Fall die Empfehlung des Bundesinstituts für Risikobewertung, nicht mehr als 2 mg Piperin am Tag einzunehmen.

 

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5. Quellen:

  1. Bano, G., Raina, R. K., Zutshi, U., Bedi, K. L., Johri, R. K., & Sharma, S. C. (1991). Effect of piperine on bioavailability […] in healthy volunteers. European Journal of Clinical Pharmacology, 41(6), 615–617. https://doi.org/10.1007/BF00314996
  2. Pattanaik, S., Hota, D., Prabhakar, S., Kharbanda, P., & Pandhi, P. (2006). Effect of piperine on the steady-state pharmacokinetics […] in patients with epilepsy. Phytotherapy Research : PTR, 20(8), 683–686. https://doi.org/10.1002/ptr.1937
  3. Pattanaik, S., Hota, D., Prabhakar, S., Kharbanda, P., & Pandhi, P. (2009). Pharmacokinetic interaction of single dose of piperine […] in epilepsy patients. Phytotherapy Research : PTR, 23(9), 1281–1286. https://doi.org/10.1002/ptr.2676
  4. Khajuria, A., Thusu, N., & Zutshi, U. (2002). Piperine modulates permeability characteristics of intestine by inducing alterations in membrane dynamics: influence on brush border membrane fluidity, ultrastructure and enzyme kinetics. Phytomedicine : International Journal of Phytotherapy and Phytopharmacology, 9(3), 224–231. https://doi.org/10.1078/0944-7113-00114
  5. Shoba, G., Joy, D., Joseph, T., Majeed, M., Rajendran, R., & Srinivas, P. S. S. R. (1998). Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin in animals and human volunteers. Planta Medica, 64(4), 353–356. https://doi.org/10.1055/s-2006-957450
  6. Shityakov, S., Bigdelian, E., Hussein, A. A., Hussain, M. B., Tripathi, Y. C., Khan, M. U., & Shariati, M. A. (2019). Phytochemical and pharmacological attributes of piperine: A bioactive ingredient of black pepper. European Journal of Medicinal Chemistry, 176, 149–161. https://doi.org/10.1016/j.ejmech.2019.04.002
  7. Atal, C. K., Dubey, R. K., & Singh, J. (1985). Biochemical basis of enhanced drug bioavailability by piperine: evidence that piperine is a potent inhibitor of drug metabolism. The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, 232(1), 258–262.
  8. Bhardwaj, R. K., Glaeser, H., Becquemont, L., Klotz, U., Gupta, S. K., & Fromm, M. F. (2002). Piperine, a major constituent of black pepper, inhibits human P-glycoprotein and CYP3A4. The Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, 302(2), 645–650. https://doi.org/10.1124/jpet.102.034728
  9. Hussaarts, G., Hurkmans, D., De Hoop, E. O., van Harten, L. J., Berghuis, S., van Alphen, R. J., Spierings, L. E. A., van Rossum, Q. C., Vastbinder, M. B., van Schaik, R. H. N., van Gelder, T., Jager, A., van Leeuwen, R. W. F., & Mathijssen, R. H. J. (2018). Impact of curcumin with and without (+/-) piperine […]. Journal of Clinical Oncology. https://doi.org/10.1200/jco.2018.36.15_suppl.2572
  10. Bedada, S. K., Boga, P. K., & Kotakonda, H. K. (2017). Study on influence of piperine treatment on the pharmacokinetics…https://doi.org/10.3109/00498254.2016.1163752
  11. Jin, M.-J., & Han, H.-K. (2010). Effect of piperine, a major component of black pepper, on the intestinal absorption of fexofenadine and its implication on food-drug interaction. Journal of Food Science, 75(3), H93-6. https://doi.org/10.1111/j.1750-3841.2010.01542.x
  12. Verbraucherzentrale, URL: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/kurkuma-eine-pflanze-fuer-alle-faelle-13696#:~:text=Das%20Bundesinstitut%20f%C3%BCr%20Risikobewertung%20(BfR,der%20Verwendung%20solcher%20Mittel%20ab. (abgerufen Januar 2021)
  13. Gopi, S., Jacob, J., Varma, K., Jude, S., Amalraj, A., Arundhathy, C. A., George, R., Sreeraj, T. R., Divya, C., Kunnumakkara, A. B., & Stohs, S. J. (2017). Comparative Oral Absorption of Curcumin in a Natural Turmeric Matrix with Two Other Curcumin Formulations: An Open-label Parallel-arm Study. Phytotherapy Research. https://doi.org/10.1002/ptr.5931