Kurkuma, das Gold der ayurvedischen Medizin, ist für viele Menschen mittlerweile ein fester Bestandteil einer gesunden und ausgewogenen Ernährung. Und das nicht zu Unrecht. Wie die meisten Gewürze enthält Kurkuma eine Vielzahl an sekundären Pflanzenstoffen, denen vielfältiger Nutzen für die Gesundheit nachgesagt wird. In Indien schwört man bei verschiedensten Beschwerden auf die Anwendung des goldgelben Gewürzes. Da ist es nicht überraschend, dass gerade auch Schwangere immer öfter von den gesundheitlichen Vorzügen von Kurkuma profitieren möchten.

Kurkumin für Schwangere – eine Frage der Sicherheit

An dieser Stelle gestaltet sich die Situation jedoch zunehmend kompliziert. Bei jedem anderen Gewürz wäre die Frage nach der Sicherheit in der Schwangerschaft wahrscheinlich schnell beantwortet, da nur wenig gegen eine Extraportion Antioxidantien und Mikronährstoffe spricht. Im Falle von Kurkuma muss man jedoch etwas tiefer in die Materie eintauchen.

Problematisch ist dabei weniger die gelegentliche Verwendung von Kurkuma in der Küche, sondern die gezielte Einnahme von Präparaten mit Kurkumin. Kurkumin ist ein leuchtend orange-gelber Farbstoff, der zu drei bis fünf Prozent in der Kurkuma-Wurzel zu finden ist, und dem Gewürz seine Farbe verleiht. Mittlerweile ist es weitestgehend wissenschaftlich anerkannt, dass dieser spezielle sekundäre Pflanzenstoff unter anderem antientzündliche, Gefäß-schützende, antidiabetöse, antineurodegenerative, krebshemmende und sogar antidepressive Eigenschaften besitzt.

Ohne an dieser Stelle im Detail auf die verschiedenen möglichen therapeutischen Anwendungen einzugehen, kann man festhalten, dass Kurkumin in entsprechender Dosierung ein pharmakologisches Potential besitzt. Daher ist es notwendig, die Sicherheit von Kurkumin gründlich zu evaluieren, wie man es auch bei einem Medikament machen würde.

Studien zur Sicherheit in der Schwangerschaft sind Mangelware

Um die Sicherheit einer Substanz zu testen, muss man entsprechende Studien durchführen. Dabei wird eine Substanz, die sich in diversen In-vitro- und Tierstudien als sicher erwiesen hat, einer Probandengruppe gegeben, die in der Regel aus jungen gesunden Männern besteht. Anschließend dokumentiert und bewertet man auftretende Nebenwirkungen.

Schwierig wird es dann, wenn man die Sicherheit einer Substanz für Schwangere, oder auch Kinder untersuchen möchte, da es in diesem Fall kaum möglich ist, Probanden zu finden. Schwangere Frauen sind berechtigterweise nur selten dazu bereit, ihr ungeborenes Kind einem potentiellen Risiko auszusetzen. Die Datenlage ist dementsprechend meist unzureichend, sodass man bei der Bewertung der meisten Substanzen eher konservativ vorgeht: Spricht irgendetwas auch nur ansatzweise gegen eine Verwendung in der Schwangerschaft, geht man auf Nummer sicher und spricht lieber eine Warnung aus.

Im Prinzip gestaltet sich die Situation bei Kurkumin ganz ähnlich. Bereits 2008 wurde eine Studie publiziert, in der gesunde Probanden einmalig bis zu 12g pures Kurkumin bekamen. Dabei ging es darum, zum einen die Sicherheit von Kurkumin zu evaluieren, und zum anderen die Weiterverstoffwechselung im Körper zu untersuchen. Die Versuchsleiter konnten selbst bei dieser massiven Einmal-Dosis keine nennenswerten Nebenwirkungen dokumentieren.[1]

Mittlerweile existieren zahlreiche weitere Studien, in denen auch die längerfristige Gabe von Kurkumin in zum Teil ebenfalls hohen Dosierungen untersucht wurde. Ein aktueller Review von 2018 fasst die Datenlage zusammen und kommt zu dem Schluss, dass bis zu 6g reines Kurkumin täglich über vier bis sieben Wochen als unbedenklich gelten. Auch für Darreichungen mit verbesserter Bioverfügbarkeit in Dosierungen von bis zu zwei mal 500mg Kurkumin wurde Entwarnung gegeben, obwohl die Autoren anmerken, dass hier noch weitere Studien notwendig seien.

Lediglich in Bezug auf Schwangere, bleibt das Fazit vage. Die Autoren stellen einerseits klar, dass man für eine echte Einschätzung auf jeden Fall Humanstudien mit Schwangeren benötigt. Auf der anderen Seite räumen sie ein, dass Kurkumin bei schwangeren Tieren bereits als sicher gilt.[2] Die Wissenschaft behält es sich also zunächst einmal vor, eine klare Warnung, bzw. Empfehlung auszusprechen.

In Tierstudien gilt Kurkumin bereits als sicher in der Schwangerschaft

Tier- und In-vitro-Studien gelten in der Wissenschaft lediglich als begrenzt aussagekräftig. Insofern kann man die Sicherheit einer Substanz bei schwangeren Tieren auch nicht einfach auf den Menschen projezieren. Der Vollständigkeit halber sollen an dieser Stelle jedoch einige der entsprechenden Studien vorgestellt werden, da einige der Ergebnisse vielversprechend im Hinblick auf eine mögliche, zukünftige Anwendung von Kurkumin in der Schwangerschaft sind.

In einer Studie von 2013 behandelte man menschliche Plazenta- und Gebärmutter-Zellen unter anderem mit Curcumin. In den Zellkulturen waren zuvor Signalwege aktiviert worden, die bei Schwangeren mit bakteriellen Infektionen und dadurch mit Frühgeburten in Verbindung stehen. Durch die Gabe von Kurkumin konnten die entsprechenden Signalwege gehemmt werden. Die Forscher kamen zu dem Fazit, dass man in weiteren Studien eine mögliche therapeutische Anwendung untersuchen sollte.[3]

2016 erschien eine Studie von Gong et al., in der schwangere Ratten mit einer sogenannten Präeklampsie Kurkumin erhielten. Als Präeklampsie bezeichnet man die Kombination von Bluthochdruck, Eiweiß im Urin und Wassereinlagerungen bei Schwangeren (http://www.icd-code.de/icd/code/O14.-.html). Durch die Gabe von Kurkumin war es möglich verschiedene mit der Präeklampsie assoziierte Entzündungsmarker deutlich zu reduzieren.[4]

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie von 2017, in der generell die entzündungshemmende Wirkung von Kurkumin bei schwangeren Mäusen untersucht wurde. Die Autoren erklären darin, dass überschießende Entzündungsantworten für verschiedenste, zum Teil schwerwiegende Schwangerschaftskomplikationen verantwortlich sind. Kurkumin konnte diese Entzündungen hemmen und die Komplikationen mindern.[5]

Eine letzte Studie von 2017 befasste sich mit dem Einfluss von Kurkumin auf die sogenannte Alkohol-Embryopathie bei Zebra-Fischen, zu der es kommt, wenn Schwangere Ethanol konsumieren. Dabei war das Ausmaß an Fehlbildungen bei Fischen, die mit Kurkumin behandelt wurden, geringer.[6]

Kurkumin in der Schwangerschaft – Aktuell noch nicht zu empfehlen

Auch wenn einige der existierenden Studienergebnisse vielversprechend erscheinen, darf man an dieser Stelle keine voreiligen Schlüsse ziehen. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre es unverantwortlich, eine generelle Empfehlung für die Einnahme von Kurkumin in der Schwangerschaft zu geben. Jedoch sollte man sich vor Augen halten, dass diese Warnung eine reine Vorsichtsmaßnahme ist, und nicht auf existierenden Daten zu möglichen Nebenwirkungen beruht. Eine versehentliche Einnahme von Kurkumin ist also mit großer Wahrscheinlichkeit unbedenklich.

Der gelegentliche Verzehr von normalen Kurkuma-Pulver scheint ebenfalls unproblematisch zu sein. Die üblicherweise verwendeten Gewürzmengen in der Küche liefern letztlich nur sehr geringe Mengen Kurkumin, das unter Umständen auch noch schlecht aufgenommen wird. Außerdem sollte man sich vor Augen halten, dass in Asien Kurkuma seit Jahrhunderten auch von Schwangeren zu sich genommen wurde, ohne dass dabei Probleme auftraten.

Letztlich kann man nur resümieren, dass man als Schwangere zum jetzigen Zeitpunkt lieber kein konzentriertes Kurkumin zu sich nehmen sollte. Kurkuma-Pulver scheint jedoch unbedenklich zu sein. Es bleibt abzuwarten, ob zukünftige Studien in diesem Zusammenhang Entwarnung geben können, und ob man irgendwann eventuell auch gezielt Kurkumin zur Prävention von Schwangerschaftskomplikationen empfehlen wird.


[1] Vareed, S. K., Kakarala, M., Ruffin, M. T., Crowell, J. A., Normolle, D. P., Djuric, Z., & Brenner, D. E. (2008). Pharmacokinetics of curcumin conjugate metabolites in healthy human subjects. Pharmacokinetics of Curcumin Conjugate Metabolites in Healthy Human Subjects., 17(6), 1411–1417. https://doi.org/10.1158/1055-9965.EPI-07-2693

[2] Soleimani, V., Sahebkar, A., & Hosseinzadeh, H. (2018). Turmeric (Curcuma longa) and its major constituent (curcumin) as nontoxic and safe substances: Review. Phytotherapy Research : PTR. https://doi.org/10.1002/ptr.6054

[3] Lim, R., Barker, G., Wall, C. A., & Lappas, M. (2013). Dietary phytophenols curcumin, naringenin and apigenin reduce infection-induced inflammatory and contractile pathways in human placenta, foetal membranes and myometrium. Molecular Human Reproduction, 19(7), 451–462. https://doi.org/10.1093/molehr/gat015

[4] Gong, P., Liu, M., Hong, G., Li, Y., Xue, P., Zheng, M., … Hu, Y. (2016). Curcumin improves LPS-induced preeclampsia-like phenotype in rat by inhibiting the TLR4 signaling pathway. Placenta, 41, 45–52. https://doi.org/10.1016/j.placenta.2016.03.002

[5] Zhou, J., Miao, H., Li, X., Hu, Y., Sun, H., & Hou, Y. (2017). Curcumin inhibits placental inflammation to ameliorate LPS-induced adverse pregnancy outcomes in mice via upregulation of phosphorylated Akt. Inflammation Research, 66(2), 177–185. https://doi.org/10.1007/s00011-016-1004-4

[6] Muralidharan, P., Connors, C. T., Mohammed, A. S., Sarmah, S., Marrs, K., Marrs, J. A., & Chism, G. W. (2017). Turmeric Extract Rescues Ethanol-Induced Developmental Defect in the Zebrafish Model for Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD). Journal of Food Science, 82(9), 2221–2225. https://doi.org/10.1111/1750-3841.13830